Reptilien sind ektotherme Tiere, die ihre innere Körpertemperatur nicht selbst regulieren können und dementsprechend von den Außentemperaturen abhängig sind. So benötigen sie zum Beispiel die Sonne um sich aktiv aufwärmen zu können. Zusätzlich findet durch die UV-Strahlung in den obersten Hautschichten die wichtige Vitamin-D3-Synthese statt. Vitamin-D3 ist dabei ein wesentlicher Bestandteil für einen gesunden Knochenbau und verhindert Krankheiten wie Knochenerweichung (Rachitis bei Jungtieren und Osteomalazie bei adulten Tieren). Dieser Prozess ist dabei sowohl von der ultravioletten Strahlung, als auch von der Wärme abhängig.

Aufgrund der unterschiedlichsten Lebensräume gibt es hier allerdings riesige Unterschiede an UV-Bedarf. Es ist nachvollziehbar, dass tagaktive Wüstenbewohner in der Regel deutlich mehr UV-Licht benötigen, als zum Beispiel nachtaktive Bodenbewohner die im tropischen Dschungel leben und in freier Wildbahn nur selten Sonnenlicht erblicken.


Um ein Grundverständis für eine optimale Lichtversorgung zu bekommen, ist es wichtig, sich im Vorfeld die verschiedenen Spektren des UV-Lichtes etwas genauer anzuschauen: Ultraviolettstrahlung (UV-Licht) ist eine elektromagnetische Strahlung im optischen Frequenzbereich mit kürzeren Wellenlängen als das für den Menschen sichtbare Licht. Allgemein unterscheiden wir hier je nach Wellenlängen zwischen UV-A, UV-B und UV-C.


UV-A (315-380nm)

Die UV-A Strahlung ist für ein allgemeines Wohlbefinden und die visuelle Sicht bei Reptilien essentiell. Diese langwellige Strahlung ist für Reptilien sichtbar. Sie erhöht die allgemeine Energie, Wachheit und Stimmung durch die Stimulation der Noradrenalin Rezeptoren. Besonders für einige bisher schwer zu züchtenden Arten, kann UV-A der Schlüssel zum Erfolg sein.




UV-C (100-280 nm)

Die UV-C Strahlung ist eine sehr kurzwellige, aggressive und energiereiche Strahlung. Sie wird im Wesentlichen durch die Atmosphäre herausgefiltert und kommt daher unter natürlichen Bedingungen nicht vor. UV-C Strahlung wirkt DNA-schädigend und wird zur Desinfektion eingesetzt. In der Terraristik ist sie weniger von Bedeutung.

UV-B (280-315 nm) 

Die UV-B Strahlung ist für die Vitamin-D3-Synthese zuständig. Vitamin D3 veranlasst unter anderem die Aufnahme von Kalzium in den Knochen. Sie ist somit notwendig für den Kalziumstoffwechsel und einen folglich gesunden Knochenaufbau. Die Strahlung ist dabei sehr kurzwellig und wird als relativ aggressiv angesehen. Sie ist bei hohem Sonnenstand in Äquatornähe am stärksten. Anders als bei der UV-A-Strahlung, wird der kurwelligen UV-B-Anteil deutlich stärker durch die Atmosphäre ausgefiltert.

Ein großer Prozentsatz der in der Terraristik häufig gehaltenen Reptilien benötigt einen künstlichen Lichtersatz mit einem Anteil von UV-A und UV-B. Mittlerweile sind viele speziell dafür erhältliche UV-Lampen auf dem Markt. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Modelle und verschiedene Möglichkeiten, wie man die Lampen optimal zum Einsatz bringt.



Folgen einer falschen oder fehlenden Beleuchtung

Bei fehlender UV-B-Strahlung entsteht Vitamin-D3-Mangel, was zur Folge hat, dass zu wenig Kalzium in den Knochen eingelagert wird. Die Knochenmasse erweicht und verliert an Stabilität, was besonders bei stark beanspruchten Teilen des Skeletts wie Unterkiefer, Wirbelsäule oder dem Panzer zu Verformungen und Missbildungen führt. Zudem kann eine UV-Unterversorgung zu Störungen des Hautmilieus führen.


Es ist immer wieder ärgerlich, dass rund 90% der mir vorgestellten Reptilien erkrankt sind, weil sie suboptimal oder falsch gehalten werden. Eine präventive Haltungsberatung hätte sicherlich einer Vielzahl meiner Patienten längere Klinikaufenthalte und Leiden erspart. 



Aber welche Tiere benötigen nun eigentlich UV-B-Licht?

Eine Auflistung ist an dieser Stelle weder realistisch, noch würde es von Professionalität zeigen. Dafür gibt es einfach viel zu viele artspezifische Unterschiede innerhalb der verschiedenen Reptilien. Es wird vom Halter vorausgesetzt, dass er sich im Vorhinein mit den Bedürfnissen seiner zukünftigen Pfleglinge auseinandersetzt und sich dementsprechend informiert.

Wenn man von vielen Ausnahmen absieht, kann man grundsätzlich folgende Einteilung festlegen. Bei Unklarheiten oder Zweifeln empfiehlt es sich auf Nummer sicher zu gehen und auf eine gewisse Grundversorgung mit UV-Licht zurückzugreifen.




Die meisten Schildkröten benötigen einen hohen UV-B Anteil.
Die meisten tagaktiven Echsen benötigen einen hohen UV-B Anteil.
Die meisten nachtaktiven Echsen benötigen einen geringeren bis keinen UV-B Anteil.
Schlangen benötigen kein UV-Licht.

Unterschiedliche Lampen-Modelle:

Metalldampflampen (Vorschaltgerät notwendig)

Metalldampflampen sind je nach Anbieter und Modell in den unterschiedlichsten Wattzahlen von 35-150 Watt auf dem Markt. Die Kombination aus UV-B-Strahlung und sehr hellem sichtbarem Licht und Wärme bieten vielen Sonnenanbetern eine ideale Lichtquelle. Die UV-B-Strahlung ist höher als bei Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren. Bei diesen Lampen sind der Watt-Zahl entsprechende Vorschaltgeräte zur Strombegrenzung und zur Zündung notwendig. Zudem darf nicht vergessen werden, dass Vorschaltgeräte Strom sparen und bereits nach wenigen Jahren den zusätzlichen Beschaffungswert des Vorschaltgerätes durch reduzierte Stromkosten ausgleichen.


Kompaktlampen

Kompaktlampen stellen eine ideale Kombination von UVB-Strahlung und sichtbarem Licht. Besonders für Terrarientiere die keinen hohen Temperaturen ausgesetzt werden sollten, oder weniger UV-B Strahlung benötigen, ist der Einsatz dieser Energiesparlampen sehr interessant.

Diese Lampen werden zunehmend auch in der Haltung von Amphibien oder nachtaktiven Echsen eingesetzt, die vielleicht während ihrer Ruhephasen tagsüber einen geringen Anteil von UV-Strahlung in der Natur aufnehmen. Zunehmend werden solche Lampen auch in Schlangenterrarien genutzt, auch wenn in vielen Fällen die Notwendigkeit umstritten ist.

Mischlichtlampen (kein Vorschaltgerät notwendig)

Mischleuchten sind eine Kombination von HQ-Leuchte, Glühlampe und Vorschaltgerät. Sie sind unter Markenbezeichnungen wie „Osram Ultravitalux“ erhältlich. Viele Modelle weisen leider zu starke Konzentrationspunkte der Strahlung auf, was beim Einsatz als normale Leuchtstoffquelle kontrainduziert sein kann. Die in der Terraristik allzeit genutzte Osram Ultravitalux wird hauptsächlich in großen Terrarien oder als Therapieleuchte beim Tierarzt eingesetzt. Hier genügt oftmals eine tägliche Bestrahlungszeit von lediglich 15-20 Minuten aus.

Tipps: Fachgerechtes Anbringen der Lampen

Leider sind sich viele Halter nicht bewusst, dass normales Glas die UV-B Strahlung nahezu vollständig absorbiert. Die Lampen dürfen also nicht über dem Glas angebracht werden.

Eine zu nahe Anbringung der Lampen kann zu Bindehaut- und Hornhautschäden bei den Terrarienbewohnern führen. Es empfiehlt sich den Anweisungen auf der Verpackung zu folgen und die Lampen fachgerecht zu installieren.

Werden die Lampen direkt auf das Gitter in Kontakt zum Glas gestellt, kommt es nicht selten zum Sprung des Glases aufgrund einer zu hohen Wärmebelastung.

UV-Lampen sollten immer senkrecht angebracht werden. Eine schräge oder seitliche Montage verursacht in vielen Fällen Schäden an den Augen der Terrarienbewohnern.


Es ist normal, dass die UV-Strahlung mit die Zeit abnimmt. Ein Austausch der Leuchtmittel sollte alle 6-12 Monate erfolgen. Zudem kann die Leistung der Leuchtstoffmittel leider stark von den technischen Angaben auf der Verpackung abweichen. Selbst bei fabrikneuen und baugleichen UV-Leuchten kommt es manchmal zu Leistungsabweichungen von über 100%.
Viele Terrarianer verwenden aus diesem Grund UV-B-Messgeräte, um die verwendeten Leuchten zu überprüfen und einen optimalen Bestrahlungsabstand zu gewährleisten. Empfehlung: Solarmeter® 6.5 UV Index (https://www.solarmeter.com/)

Ein guter Lampenschirm als Reflektor kann die UV-Strahlung deutlich optimieren.

Halogenstrahler und herkömmliche Glühlampen aus dem Baumarkt emittieren kaum bis keine UV-B-Strahlung und können daher höchsten zur Licht- und Temperaturregulation eingesetzt werden.


Viele UV-Röhren emittieren bereits nach 6-8 Wochen kaum bis keine UV-Strahlung mehr und sind dementsprechend besonders für Reptilien mit einem hohen UV-Bedarf absolut ungeeignet.

Auch die Anbringung auf den herkömmlichen Gittergasen der Terrarien ist in vielen Fällen nur suboptimal, da diese Metallgaze bei eigenen Messungen UV-B-Absorptionen von bis zu 70% gezeigt haben. Es gibt nichts Ärgerlicheres als über 100 Euro für ein gutes Lampensystem zu investieren, das dann aufgrund einer schlechten Installation über dem Gitter oder Glas nichts nutzt.


Um Verbrennungen an der Lichtquelle die im Terrarium installiert wurde im Vorfeld zu vermeiden, können Schutzkörbe angebracht werden. Besonders anfällig sind hier baumbewohnende Schlangen, die sich nachtsüber um die Lampe herumwickeln und dann beim Einschalten der Lichtquelle verheerende Verbrennungen erleiden. Bei den Gitterkörpern ist besonders darauf zu achten, dass sie einbruchsicher sein müssen: Bereits unzählige Schlangen wurden mir mit fatalen Verletzungen vorgestellt, nachdem sie in den Schutzkorb geklettert sind und anschließend nach Einschalten der Lampe nicht mehr rausgefunden haben.



Fun Fact Leuchtende Schleuderzungen

Forscher der Zoologischen Staatssammlung München publizierten im Januar 2018 in der Zeitschrift „Scientific Reports“ eine bisher unentdeckte Eigenschaft bei Chamäleons. Mittlerweile ist bekannt, dass auch andere Reptilien unter UV-Licht Muster zeigen. Diese Musterungen sind für das menschliche Auge sonst nicht sichtbar. Ob diese Biofluoreszenz beim Auffinden eines passenden Partnertieres hilfreich ist, oder ob sich Chamäleons so vielleicht vor übermäßigem Sonnenlicht oder Fressfeinden schützen ist und bleibt noch ungeklärt.


Dank der Terraristik haben viele Exoten in den letzten Jahren einen viel höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft erlangt. Während der schwedische Zoologe Carl von Linné im 18. Jahrhundert noch alle Schuppenkriechtiere als „ekelhaft“ und „widerwärtig“ beschrieb, zeigen im 21. Jahrhundert immer mehr Menschen Interesse an diesen prachtvollen Geschöpfen. Eine naturnahe und artgerechte Haltung dieser Tiere in Gefangenschaft ist zweifellos ohne weiteres möglich (vielleicht sogar hilfreich für den Artenschutz), solange der Halter sich bereit erklärt, sich das nötige Fachwissen anzueignen.



Eigentlich gibt es doch nichts Interessanteres, als ein ganzes Biotop in „Miniaturform“ nachzuahmen und darin ein Tier zu pflegen, das sich „wie zuhause“ fühlt und sich auch dementsprechend verhält.